Bodenverbesserung durch Flussschlamm? Was sagt ihr dazu?
#1
AQuestion 

Hallo zusammen,


ich hätte momentan die Möglichkeit an herrlich nährstoffreichen Flussschlamm aus einer Umverlegung/Beräumung eines kleinen Flusses heranzukommen.

Mir schwebt dabei ein bisschen im Kopf vor, dass man dadurch unsere "Ackerböden", die größtenteils als Wildacker genutzt werden, etwas nährstoffreicher zu gestalten.

Wenn man sich diese Böden derzeit anschaut, ähnelt das eher einem Sandkasten anstatt einem landwirtschaftlich nutzbaren Boden.
Dieser Grund ist bisher nahezu unbewirtschaftet und wurde auch zu DDR-Zeiten nicht landwirtschaftlich genutzt.

Momentan wird dieser besagte Schlamm auf Kontamination durch Schwermetalle und anderes untersucht.

Solche Schlamme sind ja durch ihre Anreicherung an biologischer Abbaumasse als sehr nährstoffreich zu bezeichnen und würden bei Durchmischung mit dem Sandboden sicher eine sinnvolle nährstoffliche Aufwertung darstellen.

Soweit erst einmal meine Gedanken.


Wie seht ihr das? Meint ihr es ist eine sinnvolle Idee oder eher nicht?

Ich würde mich sehr über eure Einschätzung freuen Wink


Schöne Grüße Cool

Marcel
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#2

Zitat:Bodenverbesserung durch Flussschlamm? Was sagt ihr dazu?

Hallo Marcel,

bevor der Beitrag im Nirwana verschwindet, möchte ich Dir zumindest antworten, auch wenn ich keine praktische Erfahrung zu dem Thema habe.

In Anbetracht dessen, dass Flusssedimente nur äußerst selten überhaupt verfügbar sein dürften, glaube ich kaum, dass es dazu allzu viele Erfahrungen geben dürfte. An Deiner Stelle würde ich das Thema mit einem Berater vom Landwirtschaftsamt besprechen, denn es kommen da ähnliche Fragen auf, wie auch bei Klärschlamm!
Ohne Beratung eines Mannes vom Fach würde ich die Finger davon lassen...

Wenn es zum Beispiel aus einem Teil des Flussbettes entnommen wurde / wird, der in Fließrichtung unmittelbar unter einer Kläranlage liegt, dann hast Du, selbst, wenn es sich nur um eine reine Wohngegend handelt, die Reste von etlichen Haushaltschemikalien und ALLE Medikamente, die die Bevölkerung dahinter eingenommen hat in den verschiedensten Metabolitenformen vorliegen, je nachdem, wie gut Nieren und Leber der Patienten funktionieren. Etliche Medikamente - dazu gehören Präparate zur Chemotherapie, und die werden nicht selten eingenommen - bauen gar nicht ab und sind selbst in Spuren höchst giftig - und bleiben das auch über Jahre und Jahrzehnte.

Dann kann in den Sedimenten auch mit Altlasten gerechnet werden, die aus einer Zeit stammen, wo Umweltschutz noch nicht so groß geschrieben wurde, denn solche Sedimente wurden in der Vergangenheit ja nicht zyklisch ausgebaggert, sondern liegen in der Regel seit Jahrzehnten dort - Ausnahme sind Flüsse, die der Binnenschifffahrt dienen, wo Fahrrinnen kontinuierlich saubergehalten werden müssen.

Du brauchst ähnliche Sicherheiten, wie bei Klärschlamm, denn die Risiken sind ähnlich. Vielleicht nicht quantitativ, aber qualitativ und die Grenzwerte sinken mit fortschreitender Zeit.

Die Behörden gehen nach heute geltendem Recht ausschließlich dem Eigentümer / Betreiber der Flächen ans Leder, evtl. vorhandene Haftungsansprüche an Dritte interessieren die nicht und die musst Du auf dem Weg der Zivilprozesse selbst geltend machen und wie so was läuft, darüber kann ich Dir Liedchen singen von Berufskollegen, die im Zuge der heute allgemein geltenden Beweislastumkehr auf ihren Kosten sitzengeblieben sind...

Auch Klärschlamm wird heute kontrovers diskutiert, je mehr aber die Betreffenden sich mit der Materie auseinandersetzen, also lernen, was da überhaupt passiert und sich mit der geltenden Rechtslage befassen, speziell der Haftungsfrage, sowie der Erkenntnis, dass sich Grenzwerte in Zukunft weiter verschärfen werden, desto einhelliger wird ihre Meinung zu diesem vordergründig sehr nützlichen "Produkt"...
Dabei ist die Untersuchung auf Schwermetalle ein plakatives Geschehen. Die meisten Menschen wissen um die Gefährlichkeit dieser Metalle und es muss selbstverständlich danach gesucht werden, aber Schwermetalle sind in kleiner Menge in nahezu jedem natürlichen Erdboden vorhanden.
Mindestens gleich wichtig wären die Untersuchungen auf etliche andere Chemikalien, aber das macht die Sache seeeehr teuer...

Damit will ich Dir jetzt keinesfalls die Suppe versalzen, Du musst Dir Deine eigene Meinung bilden und ich will jetzt hier auch keine Grundatzdiskussion zu Schlämmen welcher Art auch immer lostreten, Du entscheidest selbst nach hoffentlich gründlichem Abwägen des Für und Widers.

FG
Holger

406.120 '72, 440.161 '75, 440.167 '83

Die 3 MBtrac-Grundsätze:
1.) Ein MBtrac ist zwar nicht alles, aber ohne MBtrac ist alles nichts!
woraus folgt:
2.) Ein Leben ohne MBtrac ist möglich - aber sinnlos...
doch zum Glück für die vielen Nicht MBtrac Besitzer:
3.) Nur wer einen MBtrac besitzt, weiß, was allen anderen fehlt...

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#3

Hallo Holger,


zunächst vielen Dank für deine persönliche Einschätzung.

Glücklicherweise liegt eine Kläranlage erst 5km flussabwärts, kann also als Problemfaktor mit ziemlicher Sicherheit ausgeschlossen werden.
Der Eintrag von Medikamenten und anderen Substanzen, die sich negativ zeigen könnten, ist in der Tat - und das hast du mir soeben auch bestätigt - meine größte Sorge.
Und dass in der ehemaligen DDR Umweltschutz nicht an erster Stelle der Agenda standen ist ja hinlänglich bekannt. Rolleyes

Die Untersuchungen (angeblich auf "mehrere unterschiedliche Substanzen") werden glücklicherweise vom zuständigen Bauunternehmen durchgeführt und fallen mir nicht zu Lasten.

Nachdem diese Untersuchung abgeschlossen ist, weiß ich hoffentlich mehr.

Also wird meine nächste Anlaufstelle wohl ein Landwirtschaftsamt o.ä. sein.

Bis dahin...


Grüße Cool

Marcel
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