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08.01.2014, 23:24
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 08.01.2014, 23:33 von
holgi63.)
Hallo Leuts, weshalb regt Ihr Euch eigentlich auf?
Das Thema ist URALT!
Wenn heute Oldtimer-Treffen sind, welche Traktoren laufen allen anderen im Publikum den Rang ab? Richtig: Ein einziger Zylinder, eimergroßer Hubraum, Zweitaktprinzip, kein Diesel, Kein Vergaser, so'n Zwischending halt. Eine Einspritzdüse, die lastabhängig handverstellt werden muss, ein Anlasser, der nicht runddrehen darf, ein Lenkrad, das auch zum Starten gebraucht wird...
...und so viel Gusseisen, dass man besser nicht auf den weichen Acker damit fuhr...
Aber dieses Kuriosum hat allen anderen in vielen Teilen Deutschlands den Namen gegeben: Der Bulldog!
"Fakt" ist: Jeder Grobschmied konnte ihn reparieren, das ist die Habenseite...
...angeblich ...
... aber auch wirklich!
Von wegen jeder Grobschmied!
Der Bulldogmotor hat mehr Besonderheiten, als heute ein Common-Railer auf die geachtet werden muss, dass er ordentlich läuft!
Sprit säuft er fast das doppelte, als ein richtiger Diesel, eine Differenzialsperre hatten die meisten auch nicht, Kopflastig waren sie, dass die auf gepflügtem Land kaum zu lenken waren. Oft gruben sich die Vorderräder im weichen Boden ein, dass der leere Schlepper ohne Sperre nicht mehr rauskam...
Reihenweise sind beim Dreschen mit den Dingern Scheunentennen in Flammen aufgegangen, reihenweise schwerste Verletzungen beim Anpendeln mit dem Lenkrad - auch dann noch, als viele den Anlasser hatten - der aber oft kaputt war!
Schwere Wirbelsäulenschäden bei den Fahrern!
...und wenn der 35-er unseres Hofes eine einfache Fuhre Mist die "Allee" hochziehen sollte (eine längere 12-15%-ige Steigung und damals noch unbefestigter Weg), dann wurde, sobald es ein wenig feucht war, ein Gespann Pferde vorgespannt!
Oder es wurde auf die Eisenräder "rückgerüstet". Dann brauchte es keine (nicht vorhandene) Diff.-Sperre, aber der Weg und die (damals auch noch unbefestigte) Ortsdurchfahrt sah aus, wie gepflügt...
Keiner der Traktoristen auf den Gütern hat dem Lanz auch nur eine einzige Träne nachgeweint. Als Kind habe ich diese Männer noch gekannt!
...und als der 35-er "Ackerluft" damals (ursprünglich wie gesagt sogar noch mit Eisenrädern ausgeliefert) in den frühen 70-ern verschrottet wurde, lebten die noch - und keiner der ehemaligen Fahrer wollte den in die Ecke stellen in der Hoffnung, ihn einst als Rarität zu besitzen...
Die Nachfolger des Lanz auf unserem Gutshof hießen übrigens FORDSON DEXTA und FORDSON MAJOR.
...und die mussten schaffen - und haben geschafft!
Das Motorenkonzept war zum Zeitpunkt seiner Inverkehrbringung als Schlepper überaltert und auch ein Zweitakter ist entweder einfach - oder gut. Beides zusammen geht nicht, was man sowohl am Sachs-Stamo sieht (Holder / Zanker), als auch beim Lanz Bulldog. Auch heute gibt es nicht viele Fachleute, die einen Bulldogmotor so hinbekommen, wie er von Huber und Nachfolgern "gemeint" war...
Trotz all dieser Nachteile, zum Teil gefährlichen Eigenschaften ist es heute in der breiten Öffentlichkeit DEEER Kult!
Man hat damals gejammert, als John Deere übernahm!
Dort gab es die "Poppin' Johnny's" einerseits gar nicht so unähnlich, aber doch in Vielem dem Lanz voraus und danach kam endlich was richtiges!
Sowohl hier als über'm Teich.
Wer kräht heute aber nach den ersten Grüngelben?
Sogar die letzten grüngelben Bulldog wurden umlackiert auf Blau-Rot...
...erst in den letzten Jahren ist man stolz auf die letzten Bullis in grün-gelb...
...weil sie ja so schön war, die Bulldog Ära!
Der Schlepper, der nie kaputt ging!
Wirklich nie?
Wie oft lief der Lanz unseres Hofgutes gar nicht - und keiner - weder der Dorfschmied noch der Fachmonteur wussten weshalb! Die Düse, irgendwelche Ventilklappen im Inneren, der Schornstein zugesifft...
Wie oft ging der Lanz, wenn es die "Allee" RUNTERging einfach unten aus - weil der nervige Glühkopf in Schubfahrt ausgekühlt war. Dann stand er - nicht selten auf oder kurz vor dem Bahnübergang.
Tolles Fahrzeug!
Wie anders damals ein R40! D52 Motor mit ordentlich Hubraum! Schargorodszgy-ESP...
...kein Vibrieren, kein Schütteln, keine abgerissenen Arme beim Starten, dafür Zugkraft satt...
und trotzdem leuchten nicht nur Kinderaugen, wenn auf Treffen einer von der Mannheimer Fraktion angeheizt wird und das ist ja auch ok...
...und selbst ein Besitzer eines aus Linden stellt sich dann daneben ;-)
Ihr seht aber: OBJEKTIV geht irgendwie anders ;-)
In diesem Sinne gönne ich jedem seinen Spaß, der einen "Bopp-Bopp-Bopp-Bopp-Bopp" mit einem Zylinder besitzt, ich brauche trotzdem keinen...
Genauso gibt es heute glückliche - und unglückliche Besitzer von Fendt's, CASE's, New-Holland's, Claas's, JCB's
...nur unglückliche MBtrac-Fahrer gibt es nicht?
Oder?
FG
Holger
406.120 '72, 440.161 '75, 440.167 '83
Die 3 MBtrac-Grundsätze:
1.) Ein MBtrac ist zwar nicht alles, aber ohne MBtrac ist alles nichts!
woraus folgt:
2.) Ein Leben ohne MBtrac ist möglich - aber sinnlos...
doch zum Glück für die vielen Nicht MBtrac Besitzer:
3.) Nur wer einen MBtrac besitzt, weiß, was allen anderen fehlt...