Hallo Udo,
herzlichen Dank für diesen Beitrag und das geniale Gedicht!
Zitat:Der Bauer und sein Sohn
Der Bauer steht vor seinem Feld
und zieht die Stirne kraus in Falten.
"Ich hab den Acker wohlbestellt,
auf reine Aussaat streng gehalten;
nun seh mir eins das Unkraut an!
Das hat der böse Feind getan!"
Da kommt sein Knabe hochbeglückt,
mit bunten Blüten reich beladen;
im Felde hat er sie gepflückt,
Kornblumen sind es, Mohn und Raden.
Er jauchzt: "Sieh, Vater, nur die Pracht!
Die hat der liebe Gott!" gemacht!"
Hallo Matthias, hallo Männers,
Matthias, Udo und ich gehören zu der Generation, die erlebt haben, wie das war, als "Roundup" neu auf den Markt kam. Vorher hat man mit Atrazin und Aresin und anderen damaligen Wirkstoffen versucht, Problemunkräuter in den Griff zu bekommen. Mit Roundup in die Stoppeln und darin dann Quecken und andere Probleme zu bewältigen war seinerzeit die Standardanwendung. Ja und natürlich ums Haus rum, aber da gabs noch VOROX und das wirkte da anhaltender
Monsanto machte damals Werbung, dass es sich im Boden schnell zu harmlosen Elementen abbauen würde. Einige Vertreter behaupteten sogar, dass man es trinken könne, doch keiner ließ sich überreden, es mal zu versuchen…
Wir haben das geglaubt aber Glyphosat trotzdem nur dann eingesetzt, wenn man beispielsweise bei flachgründigen Böden mit Steinbesatz über die Quecke nicht anders Herr wurde. Damals war man noch erschrocken, wenn ganze Parzellen gelb wurden und ahnte wohl auch, dass das soooo „gesund“ nicht war.
Matthias, Udo und ich haben auch die Anfänge des pfluglosen Ackerbaues erlebt. Auch darin spielte Glyphosat anfangs KEINE Hauptrolle! Zwar wurde es hier etwas häufiger eingesetzt, als im konventionellen Ackerbau, aber die Einsatzhäufigkeit von heute ist eine ganz andere Liga!
Was – wie so oft – fehlt: Die Vernunft!
Das Gedicht zeigt diese Problematik sehr schön auf, ohne zu verurteilen und auch ich möchte keinen drohenden Zeigefinger erheben, aber wir müssen alle lernen, Sachverhalte besser zu differenzieren: zum Einen die Dinge selbst, zum Anderen aber unsere (immer subjektive) Sicht der Dinge.
Wenn wir dann mal etwas nachdenken, nachsinnen, kommt uns häufig die Erkenntnis, dass wir uns von der Sicht der Dinge mehr leiten lassen, als von den Dingen selbst.
Das Thema wurde von einem erklärten Jungbauern eröffnet und ich versuche zu verstehen, weshalb er so denkt. Wenn die 84 hinter seinem Namen das Alter bedeuten, könnte er mein Sohn sein.
Haben vielleicht wir Älteren versäumt, unseren Kindern ein bisschen die Sichtweise von Julius Karl Reinhold Sturm zu vermitteln?
Manchmal sagt man: Alles hängt mit allem zusammen. Wenn man auf einem Feld ALLES totspritzt, womit hängt das dann alles zusammen? Stichwort: Folgen?!
Hat Monsanto schon begriffen, dass alles mit allem zusammenhängt?
Monsanto kennt sicher Julius Karl Reinhold Sturm nicht.
Sturm war Romantiker, die verantwortlichen Herren bei Monsanto eher nicht.
Vielleicht sind auch viele Landwirte der Meinung, Romantik habe in der harten Agrarbranche nichts verloren. Den Gedanken könnte ich nachvollziehen, aber deshalb muss er nicht richtig sein.
Ich sehe heute noch meine damals noch kleine Tochter in unserem schossenden Roggen stehen und Vergissmeinnicht und Ackerstiefmütterchen pflücken und sehe ihr glückliches Gesichtchen noch heute vor mir, wo sie selbst inzwischen eine Tochter in diesem Alter hat.
Da wo die Vergissmeinnicht standen, stand kein Roggen, den ich folglich auch nicht ernten konnte, aber war das so falsch?
Die Erinnerung an die damaligen Erntemengen sind längst verblasst, die Erinnerung an die blumenpflückenden Kinder haben wir bewahrt...
Nachdenklich
Holger