Hallo Johannes,
falls Dein Schlepper unten irgendwelche offenen Kardanwellen oder sonstigen bewegten Teile besitzt, dann mach die bitte zu, bevor Du den ersten Ballen pressen willst.
Bei der Bodenfreiheit hast Du nämlich sonst Deinen ersten Rundballen um die Kardanwelle gewickelt, anstatt in der Presse.
Zum Leistungsbedarf: Rollenpressen (Welger, Claas) haben systembedingt den höchsten Leistungsbedarf und zwar aus folgendem Grund:
Bauartbedingt ist es so, dass Rollenpressen das Pressgut walken und diese Walkarbeit kostet erheblich Energie.
Als seinerzeit die erste Rollenkammerpresse (Welger) auf den Markt kam, stellte sich schnell heraus, dass die benötigte Antriebskraft keineswegs so gering war, wie das System Festkammerpresse und „aufeinander abrollende Rollen“ erwarten ließ.
Je weicher das Pressgut ist, also z.B. Anwelksilage, Futter mit geringer Trockenmasse, desto höher ist der Kraftbedarf, weil sich das Pressgut eben nicht, wie man es in Schemadarstellungen oft dargestellt bekommt, an den Pressrollen abrollt, sondern sich in diese hineinschmiegt.. Es ist keine dicke Rolle (der Ballen), der sich an den dünnen Rollen abrollt, als wäre er aus Hartplastik. Das ist eher so, wie wenn ein Luftrad eine Platten hat und mit wenig Luftdruck abrollen soll.
Die Oberfläche des Ballens drückt sich in die Zwischenräume der Rollen hinein und weil sich das Ding eben dreht, ist hier eine enorme Verformungsarbeit zu leisten. Vor dem Binden und Auswerfen sieht der Ballen an der Oberfläche also keineswegs rund sondern „sternförmig“ aus.
Erst, wenn die Druckkammer nach dem Binden öffnet, ergibt sich die Oberfläche.
In der Schemadarstellung habe ich mal (in hellgrün) einen Ballen bzw. die Form seiner Oberfläche angedeutet (man verzeihe meinen Malstil, der keinerlei Kunstrichtung bedienen soll...)
Du kannst aber das Walken (etwas) reduzieren, indem Du, sobald der Druckaufbau beginnt, 1 Gang langsamer fährst. Das bewirkt, dass die „Spirale“, aus der der Ballen ja besteht, mehr Windungen bekommt und die einzelne Windung dünner ist. Das erhöht die „Tragfähigkeit“ des Ballens an der Oberfläche. (Zwiebelprinzip) oder für die Naturwissenschaftler: Arbeit ist Kraft mal Weg.
Wir haben das früher gemacht (vor der Erfindung der Netzbindung), wenn die Ballen im Freien lagern sollten. Je dünner die Spiralschichten waren, desto höher die Gesamtpressung bei niedrigerem Leistungsbedarf und die Schichten waren fester, setzten also der Witterung einen höheren Widerstand entgegen und das Regenwasser drang nicht so tief ein.
Grüße
Holger