(08.11.2011, 07:44)trac 1300 schrieb: Was war nochmal ein Elsbett motor?
Hallo Stefan,
Elsbett und "Elsbett" ist nicht das Gleiche.
der eigentliche Elsbett-Motor war die Erfindung des gleichnamigen Maschinenbauingenieurs Ludwig Elsbett aus Unterfranken, einem genialen Motorenentwickler aus der Mitte des 20. Jahrhunderts. Die Konstruktion war ein dreizylindriger quasi-ölgekühlter Selbstzünder mit sogenannt "nicht-wandverteilender" Einspritzung - Direkteinspritzer aber einstrahlige Zapfendüse, die tangential in die Brennkammer einspritzt, sowie durch die Kühlart gegenüber herkömmlichen Dieseln auch etwas höherer Betriebstemperatur, der aufgrund dieser Eigenschaften alle brennbaren Öle - eben auch Pflanzenöle - ohne Verkokungsrisiko verarbeiten konnte. Im Grunde genommen handelt es sich bei diesem Motor um den einzigen echten Vielstoffmotor (vom Bulldog-Motor mal abgesehen).
Der Motor besaß (besitzt) bauartbedingt einen Wirkungsgrad, der immer noch höher ist, als die modernsten Dieselmotoren unserer heutigen Zeit.
Elsbett versuchte händeringend, den Motor in der Automobilindustrie anzubieten, doch diese Versuche scheiterten alle, was wohl nicht allein an den Automobilern gelegen haben soll.
Einzig der Schlepperhersteller EICHER baute (Ende der 80-er Jahre) einen (ein paar?) Prototyopen eines ca. 90PS starken Allradschleppers mit diesem Motor, das Projekt versank aber in der Wirren um die Insolvenz von EICHER. Auf einer DLG-Ausstellung stand ein einziges Mal ein solcher ELSBETT-Eicher, heute kann sich kaum noch jemand daran erinnern.
Der erste je erschienene top-agrar/PROFI Schlepperkatalog von 1988 weist diesen Eicher als Ausstellungsstück aus.
Die Motoren, um die es in Verbindung mit anderen Ackerschleppern (Deutz-Fahr und MBtrac) geht, sind
keine ELSBETT-Motoren, sondern
Umbauten von bestehenden Motoren verschiedener Hersteller. Umgangssprachlich wurden sie allerdings auch als Elsbettmotoren bezeichnet.
Nachdem der "echte" Elsbettmotor also in der Schublade verschwand, setzte Elsbett (bis heute) auf Umrüstung von vorhandenen Systemen.
In den 80-er Jahren wurden so Direkteinspritzermotoren unter anderen von DEUTZ (FnL912, FnL913) und MB (OM314, OM352) auf Vorkammereinspritzung umgebaut.
Der Grund hierfür liegt darin, dass die Vorkammereinspritzung kraftstofftoleranter ist und Vorkammermotoren insgesamt heißer verbrennen. Mit dieser Umrüstung sind diese Motoren bedingt pflanzenöltauglich und das Verkokungsrisiko sinkt deutlich.
Die prinzipbedingt ungekühlte Vorkammer wird so heiß, dass evtl. entstehende Anbackungen daran gleich wieder freibrennen.
Das Problem, was bleibt, ist aber weiterhin das Ölverdünnungsrisiko mit der damit einhergehenden Polymerisation, weshalb diese Motoren reihenweise den Kolbenfressertod starben, wenn die verkürzten Ölwechselinervalle nicht peinlich eingehalten wurden.
FG
Holger
Das ist der echte ELSBETT-Motor
Wer ihn im Schnittmodell sehen möchte, er steht im Eingangsbereich von Elsbett in Thalmässing.