Ist bei meinem MB-trac turbo 900 eine Doppelkupplung verbaut?
#7

Hallo Werner,
du hast nach dem Vorteil einer Doppelkupplung gefragt. Dazu ein Ausflug in die Vergangenheit.

In den Fünfziger Jahren gab es nur die Einfachkupplung. Maschinen hinter einem Schlepper stammten aus der Pferdezeit, die noch auf vielen Höfen ihren Dienst verrichteten. Diese Maschinen besaßen einen eigenen Radantrieb. Das änderte sich. Die ersten Miststreuer kamen auf und vereinfachten die Arbeit erheblich. Auf dem Land angekommen, wurde passender Gang und die Zapfwelle eingeschaltet. Dann tüchtig Gas geben und langsam die Kupplung kommen lassen. Der Motor musste nicht nur das Gespann beschleunigen, sondern auch die Streuwalze und den Schubboden gleichzeitig antreiben. Am Vorgewende angekommen, auskuppeln, Zapfwelle ausschalten, umdrehen, wieder auskuppeln, Zapfwelle einschalten und weiter gings.

Das wurde dann in den sechsziger Jahren einfacher mit der Doppelkupplung. Sie wurde über das Fusspedal bedient. Halb getreten, blieb der Schlepper stehen, ganz durchgetreten, blieb auch die Zapfwelle stehen. Jetzt konnte erst der Miststreuer oder die Heupresse (damals eine Niederdruckpresse) anlaufen gelassen werden und dann erst mit der Vorwärtsfahrt begonnen werden. Auch war es möglich bei einem dickerem Schwad, kurz die Kupplung zu treten, ohne das die Heupresse aufhörte zu laufen und es so nicht zu Verstopfungen kam.

Die Weiterentwicklung kam dann in den frühen Siebzigern mit der unabhängigen Zapfwellenkupplung. Mit ihr konnte während der Fahrt mit einem Handhebel die Zapfwelle ein bzw. ausgekuppelt werden. Und so kennen wir es heute noch.

Zum Schluss noch eine Anekdote.
Mein Nachbar besaß eine U 406 mit Einfachkupplung. Angebaut hatte er ein Trommelfrontmähwerk. Für gewöhnlich hat die Zapfwelle einen Freilauf, seine jedoch nicht. Bereits auf der Zufahrt zur Weide, startete er das Mähwerk, denn es muss ja erstmal auf Zapfwellengeschwindigkeit kommen, um mähen zu können. In voller Fahrt gings dann auf die Weide. Der Anfang war geschafft. Natürlich wollte er die Weide sauber bis in die Ecken ausmähen und fuhr stramm auf den Graben am Ende zu. Kurz vorher kuppelte er. Damit trennte er Motor und Getriebe, aber nicht Zapfwelle ind Getriebe. Die Schwungmasse des Mähwerks trieb dann den Unimog fleißig weiter an. Nur eine Vollbremsung und die gute Bremse seines Unimogs verhinderte dann Schlimmeres. Schuld war nicht die Einfachkupplung, sondern der fehlende Freilauf. Nur so ist Landwirtschaft in der Praxis.

Genug erzählt
LG Erhard
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